Ungläubig starrte ich auf den Monitor.
„ Das kann doch nicht wahr sein ..“, redete ich mir ein und schüttelte meinen Kopf.
„ Doch, kann es.“, brachte mein Bruder hervor, dann verlor er sein Gleichgewicht und fiel auf den Computer. Da lag er nun, in Trümmern, zerstört von diesem besoffenen Monster.
Ich rastete völlig aus und zog meinen Bruder an einem Fuß in die Küche.
Außer Puste guckte ich ihn wütend an, soll er meine Wut halt eben nicht hören. Aber spüren.
„ Upps?“, quetschte Chris hervor, brach dann aber in schallendes Gelächter aus.
„ Das ist nicht witzig!“, fuhr ich ihn todesernst an.
„ Mach mal kein Drama, wir haben genug Kohle für einen neuen PC.“, meinte er mit hoher Stimmlage und kroch Richtung Flur.
„ Geh dich ausnüchtern. Morgen erklärst du Dad aber, warum der Computer da schrott auf dem Boden liegt. Ich werde es nicht tun!“, doch mein Bruder war bereits außer Sichtweite.
Am nächsten Morgen wurde ich durch das klingeln von unserem Haustelefon geweckt.
‚fünf Minuten noch.’, ich drehte mich total benommen auf die andere Seite und schloss wieder meine Augen.
Doch ich hätte schon ahnen können, dass mir diese fünf Minuten nicht gegönnt werden.
Dad riss meine Zimmertür auf und sagte in einem ziemlich lauten Ton, dass es für mich sei.
„ Hallo?“, meldete ich mich total schläfrig.
„ Hallo, Naty.“, es war unser Nachbar, ihn kenne ich schon seid wir nach Deutschland ausgewandert sind.
Auch wenn wir noch nicht allzu lange Nachbarn sind, mein Opa und er waren damals auf einer Schule und sind zusammen nach Deutschland gereist, von daher kennen sie sich.
Klingt komplizierter, als es eigentlich ist.
Seid ich ein kleines Kind bin, erinnere ich mich, war ich fast Täglich auf seinem Hof.
Ob mit oder ohne Freunden, ich war oft dort.
Ich nenne ihn schon seid ich denken kann, Onkelchen.
Jetzt fragt bloß nicht, warum. Ich war ein Kind und habe keinen Plan mehr, wie ich auf den Namen kam.
Aber was ich an ihn so faszinierend finde, ich nicht nur sein Hof, seine Existenz, die er aufgebaut hat, sondern dass es dort einfach so herzlich ist.
Immer, wenn ich dort zu Besuch bin, kriege ich am Ende des Tages was warmes zu Essen.
Dann reden wir immer solange, bis es anfängt zu dämmern. Es sind tolle Gespräche, Onkelchen hat immer was zu erzählen. Er hat schon sehr viel erlebt und ist total Weise.
Genauso wie in meiner alten Heimat.
Dort sind auch alle Gesprächig und herzlich wie auf dem Bauernhof.
„ Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“, hörte ich am anderen Ende der Leitung.
„ Ja, um was geht es denn?“, fragte ich neugierig und Onkelchen lachte leicht.
„ Ich möchte dich bitten, mir auf dem Hof zu helfen, diesen Sommer. Weißt du, ich bin auch nicht mehr der jüngste, wie du weißt und habe auch Hilfe nötig. Ich werde mir nach dem Sommer natürlich jemanden einstellen, aber ich dachte mir, da du meinen Hof seid Ewigen Zeiten kennst, kannst du mir gut zur Hand gehen.“
Ich brauchte mir gar nicht den Kopf darüber zu zerbrechen „ Klar, mache ich doch gerne. Aber ich kann nur für zwei, drei Wochen.“, stimmte ich ihn zu und lächelte.
Schon die Vorstellung war ein Fest.
Andere hätten sich an einem Baum gekettet, als freiwillig auf einem Bauernhof zu helfen, aber für mich gab es nichts schöneres.
Wirklich nicht.
„ Ich danke dir, kleine. Könntest du in den ersten Wochen der Sommerferien?“
„ Natürlich, das ist sogar am besten. Die Zeiten klären wir noch, wann ich Morgens anfange.“, sagte ich und nach einigen Minuten legte ich auch auf.
Als ich Lucas davon erzählte, dass ich die Sommerferien auf dem Bauernhof verbringen wollte, konnte man ihn deutlich ansehen, was er dazu hielt.
„ Ich weiß, dass du dir nicht vorstellen kannst, ein paar Wochen auf einem Bauernhof zu arbeiten, freiwillig vor allem. Aber ich kann mir keinen schöneren Zeitvertreib vorstellen.“, schwärmte ich, während Lucas mir mit großen Augen zuhörte.
„ Das mag sein, aber du hast etwas vergessen.“, sagte er kleinlaut und sah weg.
„ Was denn?“, fragte ich verwirrt und Lucas sah wieder zu mir rüber.
„ Wir wollten doch eine Woche zusammen an dem See von deinem Onkel. Aber du fährst auch in die USA und dann deine Aushilfe auf dem Bauernhof .. Dann können wir unsere Zeit zusammen abhaken.“, sichtlich enttäuscht strich er sich durch seine perfekt gestylten Haaren.
„ Ach, verdammt! Das habe ich völlig vergessen, Schatz .. Können wir das nicht an einem Wochenende nachholen?“, ich sah ihn entschuldigend an, während ich seine Hand nahm.
„ Dann ist aber der Sommer so gut wie vorbei und es ist nur für zwei Tage. Unbedeutend.“, gab er zu und es stimmte auch. Es waren wirklich nur einige Tage.
„ Du hast Recht .. Und nun?“, wir beide sahen an meine Zimmerdecke, in der Hoffnung, eine Lösung würde vom Himmel fallen, aber uns fiel rein gar nichts ein.
„ Ich lasse mir was einfallen, keine Angst. Das wird unser Sommer.“, lächelte ich dann siegessicher und gab ihn einen Kuss.
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